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“Adoptiere ein Fass” - Anti-Krisen-Rezepte des Wein-Champions Italien ... Die Ernte ist seit Monaten eingefahren, der Jahrgang 2008 dürfte ordentlich ausfallen. In Italiens Weinbergen von Südtirol bis Sizilien ist also die winterliche Ruhe eingekehrt.
Die Winzer des Stiefelstaates haben nach einem Jahrzehnt den “Weltmeistertitel” als führende Produzenten zurückerobert, von der Menge her jedenfalls eine Rekord-Weinlese für das 21. Jahrhundert in ihre Keller gebracht - und ihren Erzrivalen Frankreich damit wieder überrundet. Nun suchen sie Rezepte, um auch in Krisenzeiten die Lust auf Wein zu erhalten.

Denn auch wenn diese ersten internationalen Schätzungen für den Jahrgang 2008 positiv sind, so gibt es für Freudentänze in Italiens Weinhochburgen nicht überall Anlass. Die weltweite Talfahrt der Konjunktur und vor allem die immer tiefere Wirtschaftskrise in den USA verheißen nichts Gutes für den Export. Und auch der einheimische Markt schüttet nun einige Wermutstropfen in den Vino “Made in Italy”.

Nationale und Brüsseler Hochrechnungen gehen von nahezu 47 Millionen Hektolitern aus, die bei der “Vendemmia” in diesem Herbst in Italien gelesen worden sind. Das sind über zwei Millionen Hektoliter mehr als die Franzosen vom Burgund bis ins Bordelais geerntet haben. Dass die Riesenmengen von vor 10 oder 15 Jahren nicht mehr erreicht werden, stört nicht so sehr, ist doch Überproduktion auch nicht gut fürs Geschäft. Was aber stört, das ist die Abstinenz in magerer Zeit.

“Die Weinlese ist eine Sache, der Weinverkauf eine andere - der Jahrgang ist gut, der Markt jedoch in der Krise”, so bringt es der Mailänder “Corriere della Sera” auf den Punkt. Und listet auch gleich Marketing-Strategien auf, mit denen die Winzer den Konsumenten wieder Lust auf einen Barolo oder Brunello di Montalcino machen wollen. Das beginnt mit den künstlerisch wertvoll aufgemachten Flaschenetiketten, ein Verfahren, das den Italienern weitaus mehr Gestaltungsfreiheiten lässt als die strengen französischen Regeln. Kundenbindung besonderer Art pflegt die Montepulciano-Weinkellerei Valdipiatti: “Adoptiere ein Fass!” Unter dem Motto kann ein Weinliebhaber selbst entscheiden, was in “seinem” Fass heranreift, also beim Produktionsprozess dabei sein. Und immer öfter wollen Winzer mit “umweltfreundlichem Anbau”” punkten.

Noch in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts hat ein Italiener im Schnitt jährlich 110 Liter vom Weißen oder Roten genossen. In der Zwischenzeit sind es nur noch 45 Liter. Die Gesundheitswelle und schmaleren Geldbeutel sind auch im Belpaese dafür verantwortlich. Dem Abwärtstrend widerstehen nur hochrangigen Erzeugnisse mit Gütesiegeln wie DOC und DOCG. Eine Umfrage der Kommunikationsagentur “Winenews” ergab allerdings, dass auch die passionierten Weinliebhaber weniger von ihren bevorzugten, zumeist teuren Marken in ihre Flaschenregale stellen. Und was den internationalen Markt angeht, so zeigte das erste Halbjahr nach zehnjährigem Wachstum einen Rückgang der italienischen Weine in den USA. Und in das Land gehen zumeist die teuren Flaschen.

Unbekümmert kommt derweil weiterhin daher, was perlt: Der Prosecco aus dem Veneto oder Trient, der piemontesische Spumante d’Asti oder auch der nach klassischer Methode Schäumende etwa aus der Lombardei scheinen krisenfest zu sein und dem französischen Champagner den Rang ablaufen zu wollen. Hier geht es um einen Jahresumsatz von insgesamt weit mehr als zwei Milliarden Euro bei 300 Millionen Flaschen. Wie bei anderen Bella-Italia-Produkten aus dem kulinarischen Bereich wird jede zweite dieser “spumanti tricolori”-Flaschen im Land selbst geköpft. Denn irgendwie muss man doch die Krisendepression meistern.

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